Unsere Ökumenischen Partner

Kirchenkreis Kalahari in der Nordkap Provinz der Republik Südafrika: Eine ungewöhnliche Partnerschaft nimmt ihren Lauf
 
Im Herbst des Jahres 2001 wurde in Pasewalk eine Idee geboren. Superintendent Gert Eksteen (heute Bischof von Botswana) und Hendrik Matthys aus Upington, Kirchenkreis Kalahari, besuchten als Mitglieder einer Delegation der Kap Oranje Diözese der „Evangelisch-lutherischen Kirche im südlichen Afrika“ die Pommersche Evangelische Kirche. Die Unterzeichnung eines Partnerschaftsvertrages zwischen den beiden Landeskirchen stand auf der Tagesordnung. Bei einer Stippvisite in Pasewalk, waren sich die Beteiligten (auf deutscher Seite Superintendent Haerter und Kreisökumenepfarrer Tuve) schnell einig: „Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, daß die Partnerschaft zwischen den beiden Landeskirchen für möglichst viele Menschen erfahrbar wird.“ Schnell kam es zu dem Entschluß: „Laßt uns auch Kontakte aufbauen zwischen unseren Kirchenkreisen!“.
 
Die Leitungsgremien beider Kirchenkreise griffen den Gedanken gern auf. Noch Ende 2001 beschlossen die Kreissynoden, auf einen Partnerschaftsvertrag zuzugehen. Schon im Jahr 2002 kam es zu weiteren Begegnungen - nun in Südafrika. Nach einem „Antrittsbesuch“ von Superintendent Haerter im Frühjahr, machte sich im Herbst 2002 bereits eine ganze Gruppe von Pommern bzw. Uckermärkern auf die lange Reise nach Südafrika. Unter der Leitung von Kreisökumenepfarrer Tuve bereiste eine mehrheitlich aus Jugendlichen bestehende Bläsergruppe den Partnerkirchenkreis Kalahari und überbrachte eine Erstausstattung an Instrumenten für den in Entstehung begriffenen Posaunenchor der Gemeinde in Steinkopf, einem abgelegenen Ort im westlichen Teil der Nordkap Provinz unweit des Atlantischen Ozeans. Im Mai 2003 kam Gegenbesuch unserer Freunde aus Südafrika (u.a. Dean William Bowles) zum Missionsfest in Brüssow. Mit der feierlichen Unterzeichnung des Vertrages wurde die Partnerschaft besiegelt.
 
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Wer die Gemeinden des Kirchenkreises Kalahari besuchen will, wird von Europa aus über Johannesburg nach Kimberley (Provinzhaupstadt und Zentrum der Kap Oranje Diözese) fliegen. Um gleich den fast am äußersten westlichen Rand Südafrikas befindlichen Ort Steinkopf aufzusuchen, wird man das riesige Gebiet des Kirchenkreises Kalahari einmal vollständig in Ost-West-Richtung durchqueren müssen. Die etwa 800 km lange Strecke führt durch eine menschenleere, endlos anmutende karge Wüsten- und Steppenlandschaft (Karoo). Mit Ausnahme der Stadt Upington unterbrechen nur wenige, meist ärmliche kleine Ortschaften das Bild. Auffallen wird dem interessierten Reisenden auch, daß fast das gesamte Land rechts und links der Chaussee über Hunderte Kilometer hinweg eingezäunt ist: Es ist im Besitz der weißen Farmer
 
Welche Gemeinde auch immer Sie besuchen, Sie werden überrascht sein über den herzlichen Empfang. Trotz der meist von bitterer Armut und Arbeitslosigkeit gekennzeichneten Lebensverhältnisse der Menschen wird den Gästen das Beste geboten, mit großer Selbstverständlichkeit.
 
In Steinkopf (Namaqualand) hatte Dean William Bowles erst vor einigen Jahren eine Missionsstation errichtet. Heute versammelt sich hier eine ansehnliche Gemeinde zu den mit ansteckender Begeisterung gefeierten Gottesdiensten. Der Rhythmus der Lieder, aber auch die romantischen Anklänge der Melodieführung bringen den Besucher nicht nur innerlich, sondern auch körperlich in Bewegung. Schnell ist dabei die Zeit vergessen.
 
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Tritt man den Rückweg in Richtung Kimberley an, trifft man auf halber Strecke auf die Orte Keimoes und Upington. Hier befinden sich zwei weitere wichtige Gemeinden des Kirchenkreises Kalahari.
 
Die Gemeinde in Keimoes hatte besonders unter den Folgen der Apartheid zu leiden. Damals war die farbige Bevölkerung einer Zwangsumsiedlung unterworfen worden. Ihre Häuser und ihre Kirche walzte man mit Bulldozern nieder. Erst kürzlich konnte die Gemeinde in einem der heutigen Wohngebiete einen Saal zur Kirche umbauen. Ein Teil der hiesigen Gemeindeglieder lebt, wie auch in Upington, in den Townships am Rande der Stadt. Der Grad an Erbarmungswürdigkeit der Verhältnisse, unter denen die Ärmsten der Armen dort leben müssen, läßt sich kaum beschreiben. Viel Hilfe ist notwendig. Um den Menschen nahe zu sein, möchte die Gemeinde Keimoes in der Nähe der Townships eine kleine Kirche bauen. Angesichts der großen Not, die -nicht allein, aber auch- nach einem Seelsorger zu rufen scheint, ist es erfreulich, daß mit finanzieller Unterstützung unserer Landeskirche in Keimoes wieder ein Pfarrer tätig werden konnte.
Wie Keimoes liegt auch die wenige Kilometer entfernte Stadt Upington an der Lebensader der Region, dem Oranje-Fluß. Die Stadt ist umgeben von einem großen Anbaugebiet für Baumwolle, Weintrauben und vielerlei Obst und macht einen modernen, wohlhabenden Eindruck. Mit Supermärkten und vielen Filialen der weltweit agierenden Ladenketten begegnet einem hier städtisches Milieu. Kein Wunder, daß sich auch in der hiesigen Kirchengemeinde etwas davon bemerken läßt. So wird die Gemeindearbeit in Upington auch von Menschen mit getragen, die wir zu der neuen erfolgreichen Mittelschicht des modernen Südafrika Mandelas rechnen dürfen.
 
Nichtsdestotrotz, eine Großzahl von Gemeindegliedern wird den Sprung in die Stadt auch in mittlerer Zukunft nicht schaffen können und weiterhin in den Townships am Rande Upingtons leben müssen. Einige durften in den vergangenen Jahren wenigstens eine kleine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse erfahren, indem sie aus ihrer recht und schlecht zusammengezimmerten Wellblechhütte in eines der inzwischen an vielen Stellen neu errichteten festen „Mandela-Häuschen“ umziehen konnten.
 
Überhaupt wird im Umfeld der Stadt der krasse Gegensatz von Arm und Reich erst wirklich erlebbar. Denn in den ländlich geprägten Gebieten ist Wohlstand kaum irgendwo zu bemerken und beschränkt sich zudem auf die weiße Minderheit, die jedoch meist entfernt von den Ortschaften auf ihren ausgedehnten Farmen lebt.
 
In Rietfontein, einer abgeschiedenen Ortschaft, gelegen rund 300 km nördlich von Keimoes und Upington in der Halbwüste Kalahari nahe der namibischen Grenze, befindet sich ein viertes Zentrum des kirchlichen Lebens im Kalahari - Kirchenkreis. Rietfontein besteht bis auf wenige Ausnahmen aus kleinen, einfachen Flachbauten. 1994 konnte hier mit ausländischer Hilfe wie auch in Philandersbron (1999), einem zur Pfarrstelle Rietfontein gehörenden Dorf, ein modernes Gemeindezentrum erbaut werden. Die Pfarre ist sehr weitläufig (Rietfontein, Philandersbron, Mier, Vetrivier, Schepkolk, Askham), so daß ein lebendiges Gemeindeleben ohne die verantwortliche Mitarbeit vieler Ehrenamtlicher nicht vorstellbar wäre. Selbstverständlich werden z.B. Bibel- und Gebetsstunden nicht nur vom Ortspfarrer Matthys, sondern auch von zugerüsteten Gemeindegliedern und Ältesten gehalten. Ebenso wird der Besuchsdienst als eine Aufgabe der ganzen Gemeinde angesehen. Eine wichtige soziale Aufgabe erfüllt die Kirchengemeinde, indem sie sich um die vielen, meist in ärmsten Verhältnissen aufwachsenden Kinder kümmert (Mittagstisch!). So gibt es einen Evangelischen Kindergarten in Rietfontein und Philandersbron.
 
Wer das südliche Afrika besucht, wird fasziniert sein von dem Unbekannten und Fremdartigen des Lebens in dieser fernen Welt; wird beeindruckt sein von seiner Schönheit, aber auch seinem Leiden. Mit dem ersten Schritt, den der deutsche Gast aus dem Flugzeug steigend auf afrikanischem Boden unternimmt, beginnt jedoch schon die Vertrautheit zu wachsen. Hier leben Menschen wie Du und ich, mit denselben Hoffnungen, Wünschen und Sehnsüchten, Menschen, die als Glieder der einen weltumspannenden Kirche Jesu Christi ihre Hoffnung auf den einen Herrn setzen. Das ist ein gutes Fundament, um trotz der großen räumlichen Entfernung einen gemeinsamen Weg zu beginnen. Auf einer Gemeindeversammlung in Rietfontein faßten Gemeindevertreter/innen und pommersche Gäste dies in die Worte: „Wir wollen füreinander beten und wir wollen uns verstehen lernen.“
A.H.